EIN FORTSETZUNGSROMAN
1976 BIS 1999 — DER KUNSTVEREIN IN DER HINTEREN CRAMERGASSE:
Gegründet wurde der „Kunstverein Hintere Cramergasse 12 eV“ im Jahr 1976 von einer Gruppe Kunststudent_innen, die eine Schreinerei im Hinterhof in der Hinteren Cramergasse 12 (Stadtteil St. Peter/ Gleishammer) als Atelier und Treffpunkt nutzten. Bald fanden die ersten Konzerte und Feiern im Kunstverein (KV) statt, dessen spezieller Flair sich schnell herumsprach. Da es damals wie heute viel zu wenig günstige Auftrittsmöglichkeiten für Bands, Theatergruppen und Veranstalter aus der subkulturellen Szene gab, etablierte sich der Kunstverein als Veranstaltungsort und Treffpunkt.
Das Gebäude und Gelände des Kunstvereins wurde erst von privat unter-, und seit 1986 direkt von der Stadt Nürnberg vermietet. 1990 erhob die Stadt Nürnberg eine Räumungsklage gegen den Kunstverein, die der Verein damals verlor. Seitdem war der Kunstverein in der Hinteren Cramergasse nur geduldet und erhielt immer wieder kurzfristig eine Verlängerung des Räumungstermins.
Der Kunstverein sollte schon 1990 mit den unterschiedlichsten und mitunter nicht nachvollziehbaren Begründungen geräumt werden. (Sanierung des Geländes Neubleiche, Bebauung mit Sozialwohnungen, Lärmbelästigung etc.) Das konnte mit viel Überzeugungsarbeit und auch durch Gründung der Wählergemeinschaft „Die Guten“ verhindert werden.
Diese Partei, die sich klar aus dem Umfeld des Kunstvereins, seiner Symapthisant_innen und Unterstützer_innen gegründet hatte, ist seit 1996 eine Konstante bei der Besetzung des Stadtrates und der politischen Kultur Nürnbergs.
Die von einigen Mitgliedern des Kunstvereins gegründete AG Zwischennutz eV bewirtschaftete von 1992-1996 die Hallen der ehemaligen Landesgewerbeanstalt (LGA) und danach in der Burgerstraße die LGB bis zum Abriss 1998. Mit der „Stadtteilsanierung St. Peter / Gleishammer“ kam 1999 auch das Ende des Kunstvereins in der Hinteren Cramergasse.
1999 BIS 2007 — EINE ÄRA BEGINNT
Nach jahrelangem hin und her wurde Ende der 90er endlich eine Lösung für den (fast) heimatlosen Kunstverein gefunden: Ein altes Kasernengelände in der Südstadt sollte fürderhin die Heimat des Vereins sein.
Gebäudetechnik war Anfangs nicht vorhanden. Die Räumlichkeiten befanden sich im „entkernten“ Zustand. Geheizt werden musste z.B. mit Heizstrahlern, natürlich erst nachdem der ehemalige Lagerraum verputzt, gefliest etc. war. Ziemlich schnell zeigte sich dann auch, dass der Kunstverein nicht in der Lage sein würde das gesamte leerstehende Kasernengelände einer kulturellen Nutzung zuzuführen. Die AG Zwischennutz fühlte sich dazu ebenfalls nicht in der Lage.
Daher bildete sich eine Betreiber-GmbH, die „Z-Bau GmbH“. Die Mitglieder rekrutierten sich größtenteils aus dem Kunstverein (+Umfeld), die Z-Bau GmbH nahm die Sanierung des restlichen Gebäudes und die Raumvermietung mit finanzieller Unterstützung seitens der Stadt in Angriff.
Die drei Veranstaltungsräume große Halle, roter Salon und Galerie wurden dabei direkt über die GmbH vermietet. Ein Raum, zoom-club, wurde an einen externen Betreiber untervermietet. Der Kunstverein betrieb seine Räume eigenständig und trug zu der kulturellen Veranstaltungsvielfalt im Haus bei. Neben den vielen öffentlichen Veranstaltungen fanden Künstlerateliers ihren Platz im Z-Bau.
Leider zeigte sich mit der Zeit, dass die Vorstellungen eines selbstverwalteten Kulturbetriebs des Kunstvereins mit seiner nicht-kommerziellen Ausrichtung immer mehr von dem Konzept der Z-Bau GmbH abwichen. Unweigerlich kam es vermehrt zu Reibereien zwischen der GmbH und dem Kunstverein, der nun ja Mieter (allerdings mit Sonderstatus) im Z-Bau war.
2008 BIS 2011 — NEUER ÄRGER BAHNT SICH AN
Nach einem Jahrzehnt wurde im Z-Bau immer augenfälliger, dass einige Räume dringend sanierungsbedürftig waren. Dies galt vor Allem für die größeren Veranstaltungsräume. Der Nürnberger Stadtrat hatte sich zwar 2005 zu einer Sanierung des Gebäudes und damit zu einer Dauernutzung bekannt, konkret geschehen war allerdings wenig. So musste ein Raum nach dem Anderen schließen oder konnte nicht mehr wie ursprünglich gedacht genutzt werden. Als Erstes traf es die große Halle, in der keine Konzerte mehr stattfinden durften, da die maximale Zuschauerzahl stark begrenzt wurde.
In dieser Situation wartete die Z-Bau GmbH nun mit drei Vorschlägen zur Zukunft des Gebäudes auf: Zwei davon sahen vor den Kunstverein aus dem Z-Bau auszuschließen. Der einzige Vorschlag, der einen Verbleib vorsah, bestand als Bedingung darauf, dass der Kunstverein komplett eigenständig betrieben werden sollte (eigener Eingang, räumliche Trennung, Nebenkosten, Sicherheits-, Brandschutzkonzept etc.).
Da der Kunstverein der Ansicht war (was sich später bestätigte), dass eine Abtrennung im Stadtrat niemals auf Zustimmung stoßen würde, interpretierte man diesen Vorstoß der GmbH als direkten Angriff auf die Existenz des Kunstvereins und begann Gegenmaßnahmen zu organisieren.
Unter Anderem sollen hier die zahlreichen Solikonzerte, die Unterstützer_innenliste mit über 2000 Einträgen und natürlich eine Demonstration mit ebenfalls ca. 2000 Teilnehmer_innen genannt sein. Dies alles erhöhte nun die Aufmerksamkeit der Stadt Nürnberg enorm.
Der Stadtrat setzte einen Vermittler ein, der die Betreiber_innen GmbH und den Kunstverein wieder versöhnen und Bedingungen für einen weiteren Betrieb aushandeln sollte.
Das Mediationsverfahren lief allerdings nach ca. 6 Monaten Verhandlungszeit und auf Druck der GmbH wiederum auf die Lösung „Komplettabtrennung“ hinaus. Ratlos stand die Stadt Nürnberg solch verhärteten Fronten gegenüber.
2012 BIS 2014 — THE SHOW MUST GO ON
Zahlreiche Ideen (von Abriss bis kompletter Umstrukturierung) wurden nun für den Z-Bau diskutiert. Es endete schließlich in einem „Konzeptwettbewerb“, ausgeschrieben durch die Stadt Nürnberg. Die bisherigen Betreiber_innen wurden somit nicht mehr berücksichtigt. Den Wettbewerb gewann schließlich die Musikzentrale Nürnberg (MUZ).
Bald schon setzten sich Delegierte aus MUZ, KV und anderen Freiwilligen zusammen, um die Zukunft des Gebäudes und dessen Gestaltung zu planen. Somit bringt sich der Kunstverein mehr in die Organisation des gesamten Hauses ein. Unterstrichen wird dies auch durch die 20%ige Beteiligung des Kunstvereins an der neu gegründeten „Gesellschaft für kulturelle Freiräume GmbH“. Diese Gesellschaft sollte zukünftig die Geschicke des Z-Baus verantworten.
Damit war der konzeptionelle Weg zu einem neuen Kulturzentrum geebnet. Als die Renovierungsphase beginnen sollte, zog der Kunstverein im März 2012 aus dem Z-Bau aus. Ein Ersatzobjekt wurde allerdings kurzfristig von der Stadt Nürnberg wieder abgesagt so dass daraufhin die über einjährige Obdachlosigkeit des Kunstvereins folgte. Schließlich fand man im Geyergelände in der Nimrodstraße eine vorübergehende Bleibe. Veranstaltungen wie früher im z-bau waren hier allerdings nicht möglich. Für das Abhalten der Sitzungen und gemütliches Zusammensitzen reichte es aber aus.
AB 2015 — THE MOTHERSHIP HAS LANDED
Nach langem Schuften und schweißtreibender Plackerei im Frühjahr/Sommer 2015 mit vielen Menschen rund um den Kunstverein und den Z-Bau haben wir es geschafft: Seit Oktober 2015 ist das gesamte Haus wieder eröffnet und der Kunstverein kann wieder seine alten Gewohnheiten aufnehmen: Halli Galli Drecksauparty restarted!
Schau dir das Wunderwerk an und – wenns dir gefällt und du Ideen hast – komm vorbei und mach einfach mit, den Z-Bau weiterzubeleben!